von Katja Knuth-Herzig.
Bereits im Grundsatzpapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Wissenschaftskommunikation, das im November 2019 von Ministerin Anja Karliczek vorgestellt wurde, ist die Denkwerkstatt #FactoryWisskomm als wichtiger Baustein angekündigt worden, der maßgeblich dazu beitragen soll, die Wissenschaftskommunikation zu stärken. Es soll kein geringeres Ziel erreicht werden, als die Wissenschaftskommunikation als Thema „…in die Chefetage zu bringen“. Die Wissenschaftskommunikation soll stärker als bisher in der Wissenschaft selbst verankert werden und es soll erreicht werden, dass sie bei jedem Forschungsprojekt bereits in der Planung mitgedacht wird. In einer Arbeitsphase von acht Monaten soll die #FactoryWisskomm zentrale Handlungsfelder hierfür definieren, Maßnahmen zur Zielerreichung entwickeln und die Umsetzung der Ergebnisse verbindlich vereinbaren. Mit Pandemiebedingter Verspätung hat diese Denkwerkstatt nun vor einigen Wochen ihre Arbeit aufgenommen.
Beim Auftakttreffen im September in Berlin waren zunächst nur wenige Teilnehmer:innen dabei, da das Treffen vor Ort durch die Auflagen zur Pandemiebekämpfung sehr klein gehalten werden musste. Im Rahmen dieses Treffens wurden zunächst von den anwesenden Expert:innen aus den verschiedensten Bereichen rund um das Thema Wissenschaftskommunikation die Handlungsfelder identifiziert, die im weiteren Verlauf von der #FactoryWisskomm bearbeitet werden sollen, um die Wissenschaftskommunikation in Deutschland zu stärken.
Diese Arbeit haben nun sechs deutlich größere, interdisziplinär besetzte, digitale Arbeitsgruppen aufgenommen. Vertreter:innen aus Wissenschafts- und Forschungsorganisationen, aus Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus versuchen gemeinsam konkrete Lösungsvorschläge für die Handlungsfelder: Kompetenzaufbau; Anerkennung/Reputation; Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation; Qualität, Evaluation und Wirkungsmessung; Partizipation sowie Wissenschaftsjournalismus im digitalen Zeitalter zu entwickeln. Darüber hinaus stehen die Erarbeitung einer Selbstverpflichtung der beteiligten Institutionen und die Formulierung von Empfehlungen an die Politik auf dem Plan. Diese Arbeitsergebnisse sollen am 20. April 2021 bei der Abschlussveranstaltung, die hoffentlich wieder vor Ort stattfinden kann, der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Ganz persönlich ist mir im Anschluss an das erste Treffen meiner Arbeitsgruppe noch ein weiteres Ziel ins Auge gefallen, das ich gerne in den nächsten Monaten verwirklicht sehen möchte: eine verbindende Struktur für die Wissenschaftskommunikation. Kurz nach dem ersten Arbeitstreffen habe ich mich über Twitter mit sehr vielen Menschen vernetzt, die zu ihrer Arbeit im Rahmen der #FactoryWisskomm getwittert haben und die bisher noch nie in meiner Filterblase aufgetaucht waren. Auch in anderen Zusammenhängen, wie z.B. auf Tagungen oder in Texten waren mir viele Namen bisher noch nicht begegnet. Das hat mich nachdenklich gemacht, denn wenn man sich in der Wissenschaft auf Fachtagungen zu speziellen Themengebieten bewegt, dann kennt man sich normalerweise untereinander – auch in interdisziplinären Themengebieten. So können auch Nachwuchsforscher:innen in eine verbundene Community „reinwachsen“, in der sie andere Nachwuchsforschende ebenso wie renommierte Expert:innen und Praktiker:innen finden.
Passend dazu ist in der ersten Runde unserer gemeinsamen Arbeit in der #FactoryWisskomm auch deutlich geworden, dass teils grundlegende Aushandlungsprozesse über Begriffe, Ziele, Vorgehensweisen und andere Kernbereiche noch nicht ausreichend passiert sind, da die Vernetzung zwischen den Disziplinen innerhalb der Wissenschaftskommunikation, sowie zwischen Forschung und Praxis noch schwach ist.
Es gibt einige großartige Puzzleteile wie das Forum Wissenschaftskommunikation, das Nawik oder Wissenschaft im Dialog, die Vernetzungsmöglichkeiten bieten, aber keine feste Verbindungsstruktur, die Akteur:innen der Wissenschaftskommunikation zusammenhält und in die auch der (wissenschaftliche) Nachwuchs hineinwachsen kann. Auch gibt es in Deutschland keine Fachtagung, die Forschung im Bereich Wissenschaftskommunikation zusammenbringt.
Ein gutes Beispiel, wie das besser gelingen kann, ist die Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF), die sich vor einigen Jahren gegründet hat und seither stetig wächst. Sie könnte Vorbild für eine „Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation“ (GeWk?) sein, in der die Fäden zusammenlaufen können, die Forschung und Praxis regelmäßig an einen Tisch bringt, aber auch der Forschung selbst ausreichend Raum gibt, sich interdisziplinär zu vernetzen. Auch könnte eine solche Gesellschaft eine Anlaufstelle sein, die es ermöglicht, Expert:innen für Forschungsthemen und Praxis im Bereich der Wissenschaftskommunikation zu finden.
Last but not least könnte eine permanente Struktur für die Vernetzung dem entgegenwirken, dass nach der gemeinsamen Arbeit in der #FactoryWisskomm lediglich einzelne Beteiligte stärker in Verbindung bleiben, denn das würde unserem gemeinsamem Ziel der Stärkung der Wissenschaftskommunikation einen Bärendienst erweisen.